Greenkeeping & Pflege
Nur mähen oder mehr?
In der Golfplatzpflege hat sich die Rolle des Greenkeepers und damit seine Wertschätzung in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt.
Dies ist ein Ergebnis der gestiegenen Qualität der Platzpflege und damit des Platzzustandes. Ermöglicht durch die Einführung der Greenkeeper-Fortbildung konnten immer mehr "Platzpfleger" den steigenden Anforderungen durch entsprechende fachlich qualifizierte Arbeit Rechnung tragen. Aus dem "Rasen mähen" ist ein "Pflegemanagement" entstanden.
Tatsächlich werden heute vom verantwortlichen Greenkeeper - in Deutschland in der Regel die Position des "Head-Greenkeepers" - nicht mehr nur handwerkliche Fähigkeiten und fachliches Wissen vorausgesetzt, sondern besonders Managementqualitäten verlangt. Denn laut eines Betriebsvergleichs des (Deutscher Golf Verband) fällt der größte Teil der durchschnittlichen Jahresausgaben einer 18-Loch-Anlage mit 53,3% bei Golfplatzpflege bzw. im Geschäftsbereich "Platz" an.
Der Head-Greenkeeper trägt neben der Verantwortung für das Jahresbudget und einen Maschinenpark im Wert von rund 500.000 Euro auch die Verantwortung für seine Mitarbeiter in der Platzpflege. Auf einem 18-Loch-Golfplatz sind im Durchschnitt vier bis sechs Mitarbeiter im Einsatz. Die Basis für eine professionelle Golfplatzpflege wird durch die seit 1989 begonnene Greenkeeper-Fortbildung zum "Fachagrarwirt Golfplatzpflege - Geprüfter Greenkeeper" geschaffen.
Vertikutieren, Aerifizieren, Besanden
Regenerationsmaßnahmen werden um so wichtiger, je mehr die Golfanlage genutzt wird und je ungünstiger die Witterungsbedingungen auf der Anlage sind. Vertikutieren, Aerifizieren und Besanden sind solche Maßnahmen.
Für das Erhalten und Nutzen bzw. für das Bespielen der Rasenflächen ist unter anderem eine ausreichende Durchlässigkeit der Rasennarbe für Wasser eine wichtige Voraussetzung. Die häufige Überbelastung (durch Tritt, aber auch durch Pflegemaschinen) einzelner Spielelemente einer Golfanlage, insbesondere der Abschläge und Grüns, führen zu Verdichtungen. Diese Verdichtungen machen den Einsatz von mechanischen Maßnahmen zwingend erforderlich, um die strapazierten Rasenflächen funktionstüchtig zu erhalten.
Neben dieser Überbelastung der Grasnarbe gibt es weitere natürliche Gründe, Regenerationsmaßnahmen durchzuführen. So bilden Rasengräser "bedingt durch die natürliche Bildung neuer Triebe" einer permanent Filz. Rasenfilz ist also organisches Material, das sich verstärkt auf abgemagerten, biologisch schwach aktiven Böden (z. B. Golfgrüns) bildet. Diese Filzschicht, die aus abgestorbenen Grastrieben und Wurzeln besteht, führt bei Nässe zu weichen Grüns (oft Ursache für langsame Grüns!) und wirkt wie ein Schwamm, der eine gleichmäßige Durchfeuchtung des Bodens (Rasentragschicht) verhindert. Dies wiederum hat zur Folge, dass diese Rasenflächen anfälliger gegen pilzliche Krankheitserreger sind.
Die Wurzeln wachsen nicht in den Boden, sondern breiten sich nur in einer flachen, oberen Schicht aus. Somit wird die Wasser- und Nährstoffdurchlässigkeit in tiefere Schichten vermindert. Die Rasennarbe ist nicht sehr belastbar. Eine zu starke Verfilzung kann zu größeren Problemen beim Spielbetrieb führen (z. B. Wasserstau und/oder Trockenstellen auf den Grüns). Um die Bildung von Filzauflagen zu verhindern, wird beim Vertikutieren das organische Material mit rotierenden Messern vertikal durchschnitten und anschließend entfernt. Da das Wachstum der Gräser in den Monaten April bis Juli am stärksten ausgeprägt ist, ist in dieser Zeit ein häufigeres Vertikutieren empfehlenswert.
Folgen dieser Regenerationsmaßnahmen
Mit diesen Regenerationsmaßnahmen wird:
- das Luft-/Wasserverhältnis im Boden verbessert
Die gewünschten Folgen sind:
- Förderung des Wurzeltiefgangs
- Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Nährstoffmangel, Trockenstress und Krankheitsbefall
Deshalb muss bei der Golfplatzpflege eine gesunde und dichte Grasnarbe bei gleichzeitiger Erhaltung einer guten Wasserdurchlässigkeit und Ebenheit - insbesondere auf den Grüns - angestrebt, gefördert und erhalten werden. Dafür müssen alle Pflegemaßnahmen ergriffen werden, die zur Förderung des Wurzelsystems beitragen.
Dabei ist die Abstimmung der einzelnen Pflegemaßnahmen, die rechtzeitige Koordination mit dem Spielbetrieb und die Bekanntgabe an Mitglieder und Gäste von großer Bedeutung, damit letztere Verständnis für die Pflegearbeiten haben und Freude auf dem gepflegten Gras haben.
Aerifizieren
Beim Aerifizieren, dem Belüften des Bodens durch Einbringen von Löchern, wird die Rasentragschicht mechanisch, meist mit sog. Hohlstacheln (Hohlspoons) gelockert. Dies führt dazu, dass Erdkerne (Cores) ausgestochen werden und auf der Rasenoberfläche verbleiben, die in einem zweiten Arbeitsgang - entweder mechanisch oder von Hand - abgeräumt werden müssen. In der Praxis wird diese Maßnahme zwei bis drei Mal pro Jahr auf den Grüns und ein bis zwei Mal pro Jahr auf den Abschlägen durchgeführt.
Besanden
Das anschließende Besanden der ausgestochenen ca. 5 bis 12 cm tiefen Löcher (ca. 400 Löcher pro m²) dient dem Verfüllen der entstandenen Hohlräume. Bei dieser wiederum mit Spezialmaschinen durchgeführten Maßnahme ist große Sorgfalt ebenso entscheidend wie die Wahl der richtigen Sandqualität. Andernfalls kann der gewünschte Erfolg ausbleiben. Mit einer rotierenden Spezialbürste wird der Sand mehrfach eingeschleppt, bis alle Löcher vollständig mit Sand gefüllt sind. Wichtig ist hierbei, dass der Sand auf den Grüns abtrocknen kann, da sich nur trockener Sand in die ausgestochenen Löcher verfüllen lässt.